Gehrungszinken (Verdeckte Zinkung)
Allgemeines
Das Zinken ist eine mehrfache Verzahnung keilförmiger oder gerader Zapfen, die man Zinken bzw. Schwalbenschwänze nennt. Man wählt diese Verbindung zum Zusammenbau von Vollholzflächen, da die so verbundenen Teile ungehindert schwinden und quellen, sich aber nicht werfen können. Weil diese Verbindung gleichzeitig auch schmückend wirkt, muss man die Einteilung der Zinkung sorgfältig vornehmen.
Bei dieser Verbindung sind die Zinken und Schwalben vollkommen verdeckt. Darum wird sie auch verdeckte Zinkung genannt. Die Gehrungszinkung hat gegenüber anderen Zinkungsarten den Vorteil, dass sie sich auch für allseitig furnierte Arbeitsstücke eignet. Sie wird in der Regel von Hand hergestellt. Die Verbindung kann an beiden Kanten auf Gehrung geschnitten werden, meist erfolgt dies aber nur auf der vorderen Kante.
Die Herstellung einer Gehrungszinkung erfordert sehr viel Geschick und Sorgfalt und hat daher einen hohen Ausbildungswert. Aus wirtschaftlichen Gründen wird sie aber nur noch selten eingesetzt.
Arbeitsschritte
- Holz zuschneiden, aushobeln, ablängen und bestoßen
- Zeichnen der Hölzer (rechte Seite außen)
- Anreißen der Holzstärke auf den Innenflächen
- Verdeckwange an den Hirnkanten und
Falztiefe auf der Innenseite anreißen - Gehrungen anreißen
- Verdeckwange einsägen und absetzen
ggf. nachhobeln - Randzinkenbreite anreißen
- Einteilung der Zinken nach der Formel für Halbverdeckte Zinkung
- Zinkenteilung auf Innenfläche überwinkeln
- Abfallendes Holz kennzeichnen
- Zinken einschneiden
- ggf. Nachschlagen der Sägeschnitte mit Schlageisen
- Freistemmen der Zinken
- Anreißen der Schwalben mit Hilfe des Zinkenstücks
- Schwalbenrisse auf das Kopfholz überwinkeln
- Abfallendes Holz kennzeichnen
- Einschneiden der Schwalben
- Freistemmen der Schwalben
- Absetzen der Randzinken
- Gehrungen an Verdeckwangen anstoßen
- Verbindung einpassen
- Innenfläche putzen
- Verleimen
- Putzen und Kanten brechen
Von großer Bedeutung für die
Haltbarkeit der Verbindung ist die Schräge der Zinken. Bei zu schrägen
Zinken besteht die Gefahr, dass das Seitenholz der Schwalbe keilförmig
abschert. Das Verhältnis 1:6 ergibt eine geeignete Schräge.
Mit der im Arbeitsplan verwendeten Zinkenformel ermittelt man
diese Schräge mit einer auf Holzbreite und Holzstärke bezogenen
Schwalbenanzahl.
Zeichnung
1 = Zinkenstück
2 = Schwalbenstück
Erklärungen zu den Arbeitsschritten
- Hölzer zuschneiden, aushobeln und ablängen
- Grundsätzlich ist bei der Verbindung von Vollholzflächen auf gleichen Faserverlauf und somit auf gleiche Schwundrichtung zu achten.
- Die besten Voraussetzungen für jede Vollholzverbindung hat das Holz mit stehenden Jahresringen. Bei Seitenbrettern muss die rechte Seite (kernzugewandte Seite) des Holzes nach außen genommen werden, da sonst beim Schwinden und Verformen die Brüstungen undicht werden könnten.
- Auf den schmalen Kantenflächen werden die Hölzer mit dem Schreinerdreieck gezeichnet. Es wird außerdem festgelegt, wo die Zinken bzw. Schwalben angeordnet werden. Bei einem Schubkasten würde das Griffstück und das Hinterstück die Zinken, die Seitenteile die Schwalben erhalten. So würde die Verbindung theoretisch auch ohne Verleimung beim Herausziehen des Schubkastens halten.
- Streichmaß auf die Holzstärke einstellen und auf den Innenflächen beider Stücke die Grundlinie (Holzstärke) anreißen
- Dicke der Verdeckwange (etwa 1/3 der Holzdicke) an den Hirnkanten beider Teile anreißen
- Mit der gleichen Einstellung die Falztiefe auf den Innenseite beider Teile anreißen
- An den vorderen und hinteren Kanten beider Teile werden die Gehrungen (45°) beginnend von der Grundlinie mit dem Gehrungsmaß und einem Bleistift angezeichnet.
- Von der Innenfläche aus wird mit der Absetzsäge bis an die Verdeckwange eingeschnitten und abgesetzt, so dass ein Falz entsteht. Gegebenenfalls kann das Hirnholz und das Falzinnere mit einem Simshobel nachgearbeitet werden.
- Mit dem Streichmaß wird eine Linie parallel zu jeder Kante von der Grundlinie über das Hirnholz bis zum Verdeck angerissen. Diese Risse bilden die beiden Randzinken (Empfohlene Breite der Randzinken ca. 6 mm)
- Um die Einteilung der Zinken vorzunehmen, spannt man das Zinkenstück aufrecht in die Hinterzange der Hobelbank und legt das Schwalbenstück entsprechend des Schreinerdreiecks an die Innenseite des Zinkenstücks. Die abgesetzte Kopfholzfläche des Zinkenstücks sollte mit der Schwalbenstückfläche auf einer Höhe liegen.
- Einteilen der Zinken und Übertragung auf das Zinkenstück entsprehend der Zinkenformel bzw. dem Arbeitsplan der halbverdeckten Zinkung
Holzbreite in mm | = Anzahl der Teile * |
Schwalbenlänge in mm |
* Anzahl der Teile (runden auf ungrade Zahl)
- Zinkenteilung auf Flächen überwinkeln
- Abfallendes Holz kennzeichnen. Mit kleinen Kreuzchen sollte man sich das abfallende Holz kennzeichnen, damit man beim Schlitzen (Einschneiden) den Sägeschnitt nicht auf der verkehrten Seiten des Risses ansetzt.
- Einschneiden der Zinken auf halben Riss im abfallenden Holz. In das Verdeck darf ruhig etwas einsägt werden.
- Nachschlagen der Sägeschnitte mit
Schlageisen
(nur bei Hartholz möglich; bei Weichholz muss beim Ausstemmen seitlich nachgestochen werden)
(Bild entspricht nicht dieser Verbindung, stellt aber schematisch diesen Schritt dar)
- Gehrungen mit Feinsäge absetzen (auch nach dem Ausstemmen möglich)
- Freistemmen der Zinken. Beim Stemmen sollte man
sich ein gerades Holz an den Streichmaßriss spannen,
damit der Zinkengrund bei allen Ausarbeitungen auf gleicher Linie liegt.
(Bild entspricht nicht dieser Verbindung, stellt aber schematisch diesen Schritt dar)
- Nachstechen des Zinkenstücks. Das Zinkenstück
muss sauber und rechtwinklig ausgearbeitet werden, damit beim späteren
Zusammenbau das Verdeck nicht abschert.
(Bild entspricht nicht dieser Verbindung, stellt aber schematisch diesen Schritt dar)
- Anreißen der Schwalben mit Hilfe des Zinkenstücks. Dabei wird das Zinkenstück so auf das Schwalbenstück gehalten, wie es später zusammengesteckt werden soll. Der Streichmaßriss (Grundlinie) gibt hierbei die Richtung an. Das Anreißen muss entweder mit einer Reißnadel oder einem spitzen Bleistift genau entlang der ausgearbeiteten Zinken erfolgen.
- Schwalbenrisse auf Hirnholz überwinkeln. Dazu kann die Zunge des Winkels genutzt werden, da sich der Anschlag des Winkels nicht gut anlegen lässt
- Abfallendes Holz kennzeichnen
- Einschneiden der Schwalben
- Freistemmen der Schwalben
- Absetzen der Randzinken auf Gehrung
(Bild entspricht nicht dieser Verbindung, stellt aber schematisch diesen Schritt dar)
- Mit einem feingestellten Simshobel wird an beiden Verdeckwangen die Gehrungen angestoßen ggf. kann dieses auch mit einem Stecheisen erfolgen. Von den Kanten zur Mitte arbeiten!
- Verbindung einpassen
- Innenflächen putzen
- Verleimen, dabei auf Winkligkeit kontrollieren (Beim Korpus oder Schubkasten das Stichmaß = Diagonale kontrollieren)
- Putzen (schleifen) und Kanten brechen
Quellenverzeichnis (Grafiken)
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Berlin:
Holzverbindungen und Verbindungsmittel
Beuth Verlag GmbH
Berlin 1986, 3. unveränderte Auflage
ISBN 3-410-38386-7
weitere Grafiken von Volker Scharfe
Holzverbindungen
Arbeitspläne und Erläuterungen zu den traditionellen Holzverbindungen
Zu den Verbindungen
- HOLZVERBINDUNGEN
- Ecküberblattungen
- Kreuzüberblattung
- Schlitz und Zapfen
- Schlitz und Zapfen mit Falz
- Schlitz und Zapfen mit Nut
- Schlitz und Zapfen einseitig auf Gehrung
- Schlitz und Zapfen einseitig auf Gehrung mit Falz
- Schlitz und Zapfen einseitig auf Gehrung mit Nut
- Schlitz und Zapfen mit schräger Brüstung (≠ 90°)
- Schlitz und Zapfen mit verschiedenen Rahmenstärken
- Gestemmter Zapfen
- Durchgestemmter Zapfen
- Einseitiger Grat
- Zweiseitiger Grat
- Fingerzinken
- Fingerzapfen
- Offene Zinkung
- Schräge Zinkung
- Halbverdeckte Zinkung
- Gehrungszinken (Verdeckte Zinkung)
- Zinkung mit doppelten Schwalbenschwanz
- Trichterzinkung
- Gerade Stegverbindung mit Keil und senkrechtem Steg
- Schräge Stegverbindung mit Keil und senkrechtem Steg
- Gerade Stegverbindung mit Keil und waagerechtem Boden
- Französischer Keilverschluss
- Doppelter Schwalbenschwanzstoß
- Kreuzsprosse auf Gehrung
- *Zargenverbindung
- *Zargenverbindung mit einseitig schrägem Fuß
- *Zargenverbindung mit zweiseitig schrägem Fuß
- *Kreuzsprosse mit unterschnittener Fase
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