Schlitz und Zapfen mit schräger Brüstung (≠ 90°)
Allgemeines
Rahmen sind in der Regel tragende oder aussteifende Konstruktionselemente. Rahmen dürfen sich deshalb nicht verziehen. Trockene Herzbretter sind für diesen Zweck am besten geeignet. Sie müssen jedoch astfrei sein, denn Äste in Herzbrettern erscheinen als Flügeläste, die ein stärkeres Verziehen des Rahmenholzes zur Folge haben. Nicht nur die Holzauswahl ist für die Herstellung eines Rahmens wichtig, sondern auch die fachgerecht ausgeführte Eckverbindung. Schräg angeschnittene Schlitze oder Zapfen können den Rahmen ebenfalls verziehen. Generell gilt für alle Rahmenkonstruktionen, dass aus Gründen der Ästhetik die aufrechten Rahmenhölzer durchgehen. Sie erhalten die Schlitze und die Querhölzer die Zapfen.
Arbeitsschritte
- Rahmenhölzer zuschneiden, aushobeln, und ablängen
- Zeichnen der Hölzer
- Schmiegen-Distanz für die zusätzliche Rahmenlänge ermitteln
- Außenriss (-maß) festlegen (um Schmiegen-Distanz vom Rahmenende zurückbleieben)
- Zapfenstück anzeichnen:
- Schmiege an Außenriss anlegen und auf Fläche übertragen
- mit Schlitzstück Holzbreite markieren und Lichtriss mit Schmiege nachzeichnen
- Schmiegen-Außenriss und Lichtriss auf Außenkante und Innenkante überwinkeln
- Schmiegen-Außenriss und Lichtriss auf der Rückseite mit Schmiege anzeichnen - Schlitzstück anzeichnen:
- Schmiege an Außenriss anlegen und auf Fläche übertragen
- Zapfenstück an Schmiegen-Außenriss anlegen, Holzbreite markieren und auf Außenkante und Innenkante überwinkeln - Zapfenteilung anreißen (Zapfenstärke in der Regel 1/3 der Holzstärke)
- Abfallendes Holz kennzeichnen
- Schlitzen (schrägen Brüstungsverlauf beachten)
- Schlitz ausstemmen (schrägen Brüstungsverlauf beachten)
- Zapfen absetzen (leicht hinterschneiden)
- Verbindung einpassen
- Innenkanten putzen
- Verleimen
- Putzen und Kanten brechen
Beim Zubereiten der Rahmen ist darauf zu achten, dass für die Schrägen längere Rahmenhölzer benötigt werden. Die benötigte Überlänge lässt sich leicht ermitteln, indem man auf die Rahmenbreite einen Winkelriss und einen Schmiegenriss zeichnet. Die Distanz des Schmiegenrisses zum Winkelriss ist das Maß um das die Rahmen länger zugeschnitten werden müssen.
Zeichnung
1 = Schlitzstück
2 = Zapfenstück
Erklärungen zu den Arbeitsschritten
- Rahmenhölzer zuschneiden, aushobeln, und ablängen
- Zeichnen der Hölzer mit dem Schreinerdreieck
- Schmiege auf gewünschte Gradzahl einstellen (im Beispiel 80°)
- Schmiegendistanz ermitteln
Wird benötigt, um den erforderlichen Überstand für den Außenriss festzulegen.
- Außenriss (entspricht Außenmaß bei einem Rahmen) auf den Außenseiten der Rahmenstücke festlegen,
dabei mindestens um die Distanz der Schmiegenschräge vom Rahmenende zurückbleiben
Zapfenstück anzeichnen:
- Schmiege an Außenriss anlegen und auf Fläche übertragen
- Schlitzstück an Schmiegen-Außenriss anlegen, Holzbreite markieren und Lichtriss mit Schmiege auf der Fläche nachzeichnen
- Schmiegen-Außenriss und Lichtriss auf Außenkante und Innenkante überwinkeln (90°)
- Schmiegen-Außenriss und Lichtriss auf der Rückseite mit Schmiege anzeichnen
Schlitzstück anzeichnen:
- Schmiege an Außenriss anlegen und auf Fläche übertragen
- Zapfenstück an Schmiegen-Außenriss anlegen, Holzbreite markieren
- Markierungen auf Außenkante und Innenkante überwinkeln (90°)
- Die
Zapfenteilung wird auf dem Kopfholz und auf der Innen- und Außenkante bis zum Lichten
Maß angerissen (Zapfenstärke in der Regel 1/3 der Holzstärke). Das Streichmaß muss
grundsätzlich von der gleichen Bezugsebene aus angehalten werden, in der Regel ist das
die Zeichenseite. Ein Versatz in der Fläche der Verbindungen wird somit vermieden.
Eventuelle Differenzen der Rahmenholzstärken wirken sich dann nur auf die Rückseite aus.
- Abfallendes Holz kennzeichnen. Mit kleinen Kreuzchen sollte man sich das abfallende Holz kennzeichnen, damit man beim Schlitzen (Einschneiden) den Sägeschnitt nicht auf der verkehrten Seiten des Risses ansetzt.
- Schlitzen auf halben Riss im abfallenden Holz. Die Sägerichtung sollte parallel zur Vorderseite der Hobelbank verlaufen (siehe Abbildung). Das ermöglicht eine bessere Kontrolle der geraden Sägeführung.
- Schlitz ausstemmen ...
- Achtung: Schrägen Brüstungsverlauf beim Stemmen beachten.
- Um nicht schon beim ersten Hieb über den Lichtriss hinauszugeraten, setzt man zunächst ca. 2 mm vor ihm an und stemmt erst am Lichtriss nach, wenn der Schlitzgrund freigestemmt ist. Gestemmt wird bis zur Mitte der Rahmenholzbreite, wobei das abfallende Holz am Ende stehen gelassen wird, damit beim Stemmen der Gegenseite das abfallende Holz nicht federt. Ein leichtes Hinterstemmen bewirkt, dass der Zapfen im Schlitz an den Brüstungen anliegt (siehe Pfeil "Riss").
- Zapfen mit der Feinsäge absetzen, dabei leicht hinterschneiden, damit die Brüstungen dicht werden.
- Verbindung einpassen, eventuell mit dem Simshobel den Zapfen oder mit dem Stecheisen den Schlitz nacharbeiten. Auf Winkligkeit prüfen und eventuell die Brüstung mit der Feinsäge im zusammengespannten Zustand nachschneiden.
- Innenkanten putzen (schleifen)
- Beim Verleimen darauf achten, dass die Druckzulagen die Brüstungen nicht bedecken
- Putzen (schleifen) und Kanten brechen
Quellenverzeichnis (Grafiken)
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Berlin:
Holzverbindungen und Verbindungsmittel
Beuth Verlag GmbH
Berlin 1986, 3. unveränderte Auflage
ISBN 3-410-38386-7
weitere Grafiken von Volker Scharfe
Holzverbindungen
Arbeitspläne und Erläuterungen zu den traditionellen Holzverbindungen
Zu den Verbindungen
- HOLZVERBINDUNGEN
- Ecküberblattungen
- Kreuzüberblattung
- Schlitz und Zapfen
- Schlitz und Zapfen mit Falz
- Schlitz und Zapfen mit Nut
- Schlitz und Zapfen einseitig auf Gehrung
- Schlitz und Zapfen einseitig auf Gehrung mit Falz
- Schlitz und Zapfen einseitig auf Gehrung mit Nut
- Schlitz und Zapfen mit schräger Brüstung (≠ 90°)
- Schlitz und Zapfen mit verschiedenen Rahmenstärken
- Gestemmter Zapfen
- Durchgestemmter Zapfen
- Einseitiger Grat
- Zweiseitiger Grat
- Fingerzinken
- Fingerzapfen
- Offene Zinkung
- Schräge Zinkung
- Halbverdeckte Zinkung
- Gehrungszinken (Verdeckte Zinkung)
- Zinkung mit doppelten Schwalbenschwanz
- Trichterzinkung
- Gerade Stegverbindung mit Keil und senkrechtem Steg
- Schräge Stegverbindung mit Keil und senkrechtem Steg
- Gerade Stegverbindung mit Keil und waagerechtem Boden
- Französischer Keilverschluss
- Doppelter Schwalbenschwanzstoß
- Kreuzsprosse auf Gehrung
- *Zargenverbindung
- *Zargenverbindung mit einseitig schrägem Fuß
- *Zargenverbindung mit zweiseitig schrägem Fuß
- *Kreuzsprosse mit unterschnittener Fase
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